Digitalisierung für KMU – Teil 2

Mitarbeiter gewinnen

Anachronistisch organisierte Unternehmen werden kaum die Mitarbeitenden finden, die das Unternehmen nach vorne bringen können. Mitarbeitende von heute wollen nicht mehr in verstaubten grauen «Cubicles» hocken, den ganzen Tag lang immer wieder dieselben Arbeitsabläufe durchführen und ihre Arbeitsergebnisse über die Abtrennung in den «nächsten Cubicle werfen». Die Mitarbeitenden von heute, oder besser: Die von morgen, die «Digital Natives», suchen nach Sinn stiftenden Jobs (vgl. Absolventa). Sie werden keine Arbeitgeber wählen, die sinnlose und anachronistische analoge Abläufe hegen und pflegen sowie sich vor Neuem und Modernem verschliessen.

Fun-Fact: Habe ich bei der Recherche gefunden. Cubicles werden immer noch verkauft. Sie sind jetzt bunt, aber das macht sie nicht besser.

In der aktuellen Situation bekommt die Digitalisierung einen gewaltigen Schub. Da persönlicher Kontakt für mehr als zwei Monate drastisch reduziert werden musste, blieb vielen Unternehmen nichts anderes übrig, als sich digitalen Methoden zu öffnen. Der Schmerz dessen war geringer, als sofort alle Abläufe einzustellen und still stehend zugrunde zu gehen. Ich kenne Software-Unternehmen die nach fast 30-jähriger Existenz Papier-Laufzettel abgeschafft haben und auf digitale Abläufe umgestellt haben. Einfach weil sie mussten.

Die passende Anwendung von Digitalisierung sichert also die Wettbewerbsfähigkeit, zieht gute Mitarbeiter an, verbessert den unternehmerischen Erfolg und sichert so das langfristige Überleben des Unternehmens.

Digitalisierung zeitgemäss und modern

Das alles vorausgeschickt, aktualisieren wir unsere Definition wie folgt. Digitalisierung bedeutet:

Bedarfsgerechte Optimierung von Verfahren durch die Nutzung von Digitaltechnik. Das Ziel: Die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und der Attraktivität des Unternehmens für neue Mitarbeiter sowie die langfristige Unternehmenssicherung

Schlüsselworte in dieser Definition sind «Bedarfsgerecht» und «Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit». Es sollten also ausschliesslich Schritte getan werden, die unmittelbar Sinn ergeben.

Digitalisierung der Digitalisierung halber macht für die allermeisten mittelständischen Unternehmungen keinen Sinn. Dabei nützt es sicherlich, wenn bei der Beurteilung angemessen weit in die Zukunft geblickt wird.

Die Vergangenheit im Blick behalten

Der Blick in die Vergangenheit zeigt uns, dass Digitalisierung mittlerweile jeden Lebensbereich durchdringt. Nahezu alle Menschen im DACH-Raum haben E-Mail-Adressen (digitale schriftliche Kommunikation). Die Telefonie-Unternehmen haben mittlerweile flächendeckend auf IP-Telefonie umgestellt (mündliche Kommunikation über digitale Technik). Der überwiegende Anteil von Mobiltelefonen in der Schweiz, Deutschland und Österreich sind Smartphones. Nahezu jedes Haushaltsgerät hat heutzutage eine Elektronik, einige haben Internetanschluss und in vielen Haushalten wird das Licht mit dem Smartphone oder per Sprachbefehl gesteuert – nicht mehr mit dem Schalter.

Fun-Fact: Ich selbst habe «Smart Home» bis vor kurzem für überflüssigen Schnickschnack gehalten. Und dann angefangen mit einer Steckdose die ich zwecks Stromsparens per Internet schaltbar gemacht habe. Mittlerweile habe ich nahezu die komplette Strom- und Lichtsteuerung meiner Wohnung auf «Smart Home» umgestellt. Allerdings bin ich nach wie vor Siri- und Alexa-Verweigerer. Ich fühle mich noch nicht wohl dabei, dass jemand oder etwas permanent und ununterbrochen lauscht, was ich sage. Allerdings bin ich auch sicher, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Vorteile der per Sprache aktivierbaren Sprachsteuerung die Bedenken überwiegen.

Provokativ gefragt:

  • Wer schickt heute noch wie vor 25 Jahren den überwiegenden Teil der Geschäftskommunikation mit der Briefpost?
  • Wer besteht heutzutage noch darauf, mit Wählscheibentelefonen seine Geschäftspartner anzurufen anstatt mit dem Smartphone?
  • Wer hat heute noch ein Modem mit 14’400 Baud (und wer weiss heute noch was Baud sind?)

Diese Beispiele zeigen, wie absurd uns die «alte» Realität heutzutage schon vorkommt. Sie zeigen deutlich, dass die Digitalisierung nicht aufgehalten werden kann. Demzufolge ist es doch besser, sie sich zum Freund, anstatt zum Feind zu machen.

Nichts desto trotz bedeutet Digitalisierung für jedes Unternehmen Veränderung. Veränderung heisst: Der Abschied von vielleicht lieb gewonnenen Gewohnheiten und die Veränderung der Zusammenarbeit miteinander. Sie bedeutet, Unternehmensprozesse neu auszurichten, neue Denkweisen bei den Mitarbeitenden zu etablieren und eine Veränderung vieler Arbeitsplätze im Unternehmen.

Digitale Transformation erfolgreich durchzuführen bedeutet immer, das mit den Menschen im Unternehmen zu tun. Wer die Menschen im Unternehmen nicht mitnimmt, verliert.

Ausblick auf Teil 3

Kommenden Montag geht’s weiter mit zwei Fallbeispielen:

  • Ein hypothetisches Fallbeispiel für Digitalisierung
  • Ein reales Fallbeispiel für gelungene Digitalisierung
Ralf Trapp

Über den Autor

Ralf Trapp – CEO, Unternehmer & Evangelist

1992 hat Ralf während des Studiums seine erste Softwarefirma gegründet. Seitdem lässt ihn die Verbesserung der Software-Entwicklung nicht mehr los.

Wer einmal erlebt hat, wie gute Softwarequalität:

  • Zur Stressreduktion beiträgt
  • Deine Mitarbeiter und Kunden zufriedener macht
  • Den Umsatz und Rohgewinn nachhaltig verbessert

… der möchte nie wieder zurück zum „Altbewährten“.

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